Wer Freunde oder Verwandte in Chengdu besucht, wird zweifelsohne früher oder später in ein heimisches Hot Pot Restaurant eingeladen und kann dort ein Treffen der besonderen Art erleben.
Hot Pot in Chengdu von sanfamedia.com (CC-BY-SA 3.0)
Für die besten und günstigsten Hot Pot Restaurants in Chengdu gibt es natürlich insgeheim einige Hitlisten unter den Einheimischen. So wissen Chengdus Einwohner immer ganz genau, in welchem „Fliegenrestaurant“ man aktuell den besten und günstigsten Hot Pot bekommt. Auf die Sauberkeit wird keinen großen Wert gelegt, Hauptsache es schmeckt und es ist scharf. So trifft man sich dort rund um einen wackligen Tisch mit einem riesigen Loch in der Mitte, wo später der Hot Pot aufgestellt wird. Ist der Topf erstmal heiß, greift jeder mit seinen Stäbchen hinein und versucht, etwas Essbares zu „angeln“ und anfangs schmeckt es in der Tat sehr lecker, falls man etwas zu greifen bekommt. Fragt mich jedoch nicht, was da so im Topf schwamm. Das Tückische an einem Hot Pot in der Provinz Sichuan ist jedoch, dass man erst nach einigen Minuten merkt, dass es für europäisch geprägte Lippen und Gaumen eigentlich viel zu scharf ist. Doch dann ist es zu spät, da Chili und Pfeffer schon kräftig am Werk sind.
Und während ich meine Wunden leckte, sitzen neben mir tapfere Chinesen und schaufeln sich in Chili und Sichuanpfeffer getränkten Fisch, Fleisch und Gemüse hinein. Doch auch bei ihnen hinterlassen diese Spezialitäten der Chinesischen Küche ihre Wirkung und bald trieft der Schweiß aus allen Poren und tropft von Stirn, Ohren und Nase. Zwischen einzelnen Happen wird kräftig die Nase geputzt und jeder versichert seinem Sitznachbarn, dass es auch wirklich gut schmeckt. Dieses Schauspiel geht über mehrere Runden – ich meine natürlich mehre Hot Pots – und ich wurde das Gefühl nicht los, dass es sich hier um einen Wettbewerb handelt, wer am längsten durchhält. In Bayern sagt man dazu „unter den Tisch saufen“. Gegenüber von mir saß ein Teilnehmer dieses Wettbewerbs, völlig durchnässt von seinem Schweiß und ständig damit bemüht, seine Stirn und sein Gesicht mit pfundweise Taschentüchern zu trocknen. Übrigens, das wollte ich noch erwähnen. Ich war nicht der Einzige, der nach wenigen Minuten eine kleine Schüssel chinesische Nudeln bestellte (natürlich ohne Chili und Pfeffer).